Das Beste, was mir jemals in meinem Leben passiert ist

” Ende meines 39 Lebensjahrs hatte ich (wir hatten bereits mehrere Monate versucht, ein Kind auf natürlichem Weg zu bekommen) eine Eileiterschwangerschaft. Das war natürlich sehr traurig und hat mich mitgenommen, aber ich dachte, wenn es schon mal geklappt hat, wird es auch ein zweites Mal schnell klappen. Sagt man nicht, dass der Körper das dann schneller hinbekommt, wenn es bereits eine Schwangerschaft gab?

Bei mir klappte es nicht. Im darauffolgenden Jahr hatten wir die erste IVF mit 2 Eizellen. Negativ. Ein halbes Jahr später die 2. IVF. 10 Eizellen, 8 waren ok. Ich war mir sicher, dass wir zig Embryonen gewinnen würden. Das Ergebnis war 1 Embryo. Dieser Versuch verlief ebenfalls negativ. Dann nochmal 2 ICSIs. Ein positives Testergebnis. Allerdings war es eine biochemische Schwangerschaft. Der zweite Versuch war negativ. Eizellspende stand im Raum, doch das war für mich einfach nicht der richtige Weg. Allerdings muss ich sagen, dass ich mich zum damaligen Zeitpunkt auch nicht mit dem Thema Eizellspende auseinandergesetzt hatte.

Klinikwechsel. 2 weitere ICSIs. Wenigstens führten diese immer noch zum Transfer. Dennoch mit negativem Ergebnis. Die nächste ICSI. Dieses Mal kam es nicht mal mehr zum Transfer, da die Qualität der Eizelle nicht ausreichte. Verfahrenswechsel: IVF Naturelle. Schonender für den Körper… aber alle beide mit negativem Ergebnis. Bzw. bis dahin kamen wir gar nicht, denn auch hier war kein Transfer mehr möglich. 

Nach 2 IVF, 5 ICSIs und 2 IVF Naturelle war ich offen für eine Eizellspende.

Wir suchten uns eine Klinik in Dänemark, da wir eine offene Spende wollten. Nach dem ersten Transfer saß ich heulend im Wagen auf dem Weg zurück nach Hause. Ich konnte nicht fassen, dass ich kein eigenes genetisches Kind haben würde. Es war furchtbar für mich. Der Versuch misslang. Wir entschlossen uns, einen weiteren Versuch zu unternehmen. Dieses Mal war es anders. Wir fuhren sehr entspannt nach Dänemark, hatten dort eine schöne Zeit, fuhren zur Klinik und sehr entspannt, zuversichtlich und irgendwie mit sehr positiven Gedanken nach Hause.

Unser Sohn ist nun fast 8 Monate alt und er ist das Beste, was mir jemals in meinem Leben passiert ist. Ich weiß, man hört immer wieder, dass Eltern sowas von ihren Kindern sagen. Aber in unserem Fall ist unser Sohn auf solchen Umwegen, nach unglaublichen Strapazen, physischen und psychischen Belastungssituationen zu uns gekommen, dass es einfach nur wahnsinnig toll ist, dass er nun da ist. Wir sind dankbar und auch, wenn ich immer mal wieder über die Eizellspende nachdenke, ist er mein Sohn und ich liebe ihn einfach über alles. 

In dieser ganzen Zeit haben mir die Gruppentreffen immer wieder Mut gemacht und mir auch hilfreiche Tipps mit auf den Weg gegeben. Es war sehr hilfreich, sich mit Betroffenen austauschen zu können, ohne lang etwas erklären zu müssen.”

K., 46 Jahre, Düsseldorf, im August 2023

Wir brauchen eine andere Perspektive im Leben

“Wir sind im Frühjahr 2020 in der Selbsthilfegruppe gewesen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir gerade eine sehr frühe Fehlgeburt nach unserer zweiten künstlichen Befruchtung hinter uns und waren entsprechend verzweifelt.


Unser Weg des unerfüllten Kinderwunsches begann vermutlich so wie bei vielen Paaren. Erst versucht man es viele Monate und bleibt relativ ruhig, da im ersten Jahr ja erstmal alles im Rahmen ist. Dann wird man irgendwann unruhiger und das Thema nimmt immer größeren Raum in den Köpfen und im Leben ein und beeinträchtigt die Lebensqualität und -freude stark. So haben wir uns auch irgendwann auf medizinische Ursachenforschung begeben. Es konnte allerdings nichts festgestellt werden. Medizinisch war alles top und auch das Alter konnte kein Grund sein. Warum wollte es dann einfach nicht funktionieren, wenn doch rechts und links von einem gefühlt nur Kinder zur Welt kamen?
Nach ca. 2 Jahren sind wir in eine Kinderwunschklinik gegangen. Es war eine sehr große. Trotzdem haben wir uns zu dem Zeitpunkt gut beraten und betreut gefühlt. Für uns war klar, wenn wir den (für uns schon nicht einfachen) Weg der künstlichen Befruchtung gehen, dann wird es auf jeden Fall in einem Versuch klappen. So wurde es uns auch suggeriert. Der erste Versuch einer IVF endete allerdings damit, dass keine Eizelle befruchtet werden konnte. Der erste Schock. Kurze Zeit später versuchten wir es mit einer ICSI, die vielversprechender sein sollte. Auch hier war die Befruchtungsrate extrem gering aber nach einigen bangen Tagen konnte eine Eizelle transferiert werden, welche sich sogar einnistete, sich allerdings nach wenigen Wochen nicht mehr weiter entwickelte.
Das zog uns abermals den Boden unter den Füßen weg. Für uns war klar, wir mussten Wege aus diesem tiefen Tal finden. So kamen wir u.a. in die Selbsthilfegruppe und haben uns weitere Hilfe gesucht.
Die Selbsthilfegruppe hat uns insbesondere geholfen, dass wir uns nicht mehr so alleine mit unserem Schicksal fühlten.
Einige Monate später haben wir einen weiteren Versuch der ICSI gestartet, welcher jedoch ebenfalls nicht erfolgreich war. Auch wenn wir schon viele Monate und Jahre sehr tief am Boden waren, hat uns diese Erfahrung gänzlich runter gerissen. Wir konnten einfach nicht mehr.

Für uns war nach einiger Zeit klar, so geht es nicht weiter. Wir brauchen eine andere Perspektive im Leben und können uns nicht mehr von ICSI zu ICSI hangeln, weil es (im Internet) zig Beispiele gibt von Paaren, bei denen es nach der 4., 5., oder 6. ICSI geklappt hat und ja bei uns vielleicht auch?

So haben wir nach Jahren einen sehr schönen Urlaub verbracht und dort Dinge gemacht, die uns gut taten und die uns gezeigt haben, dass man auch ohne Kinder Lebensqualität erleben kann. Wir konnten die Verbissenheit in den Köpfen, diese täglich quälenden Fragen des “Warums” und der Traurigkeit überwiegend ablegen und haben uns auf die Suche nach anderen Lebensinhalten gemacht.

Wir haben uns auf den Weg gemacht zu akzeptieren, dass wir vermutlich ohne ein Wunder keine leiblichen Kinder bekommen werden und somit unser Leben anders planen müssen.

Unter anderem haben wir uns in ein Adoptionsprogramm aufnehmen lassen, um für uns eine Entscheidung treffen zu können, ob das ein Weg sein könnte oder nicht, uns ein kleines Hündchen angeschafft und einen Camper, in der Vorstellung, dass wir unsere ungewollte Freiheit damit gut ausleben können.

Natürlich war die Traurigkeit damit nicht gänzlich weg und brach auch immer wieder durch aber diese tägliche, bleiernde Schwere konnten wir hinter uns lassen.

Ja und was soll ich sagen? Einige Monate später ist unser Wunder passiert und ich bin schwanger geworden. Nach vielen Monaten der Verunsicherung, ob das wirklich so kommen wird, ob es nicht doch noch zu einer Fehlgeburt kommt usw. werden wir ganz bald Eltern und können unser Glück immer noch kaum fassen.

Wir finden es schwierig Tipps zu geben, da jedes Paar für sich einen Weg und einen Umgang finden muss und es auch sehr individuell sein kann, woran es hapert und was man (finanziell und psychisch) schafft und was nicht.

Das was für uns rückwirkend wichtig war, an einem Punkt zu erkennen, so geht es nicht weiter, wir müssen etwas ändern, wir schaffen die psychische Belastung – auch der Versuche der künstlichen Befruchtung – nicht mehr.
Auch ist uns erst im Nachgang klar geworden, dass es keineswegs so ist, dass die Erfolgsaussichten in Kinderwunschkliniken so rosig sind, wie es suggeriert wird. Natürlich wird Paaren dadurch ihr Kinderwunsch ermöglicht. Nach unseren heutigen Wissen ist dies jedoch die Minderheit. Das heißt nicht, dass wir gegen diese Kliniken sind oder es bereuen, es dort versucht zu haben. Wir hätten nur gerne im Vorfeld eine realistischere Einschätzung der Erfolgsaussichten gehabt, damit der Fall auf den Boden für uns nicht ganz so hart gewesen wäre.

Uns hat das Lesen der Erfahrungsberichte auf dieser Seite sehr geholfen und das Wissen durch die Selbsthilfegruppe, man ist nicht alleine.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern alles Gute auf ihrem Weg und hoffen, mit unserem Erfahrungsbericht auch etwas Mut machen zu können.”

J., 35, aus Bonn, im November 2021

Positive Energie tanken und behalten

“Nach unserem letzten ICSI Versuch Anfang des Jahres kamen einige medizinische Eingriffe, die uns ziemlich viel Kraft gekostet haben. Unter anderem Bauchspiegelung wegen Endometriose und Konisation. Dann haben wir sozusagen vom Chirurgen ein letztes Zeitfenster genannt bekommen. Er meinte, dass er uns allerhöchstens 6 Monate geben würde für einen neuen Kinderwunschversuch. Wenn dann keine Schwangerschaft eingetreten wäre, müsste wegen der Endometriose behandelt werden. 
 
Uns hat paradoxerweise das Zeitfenster gut getan. Ein Versuch noch, haben wir uns gesagt. Wir haben uns dann für eine Eizellspende entschieden, da uns dies schon vorher angeraten wurde. Die damit verbundenen Gedanken und Gefühle haben uns erstmal auch eine Weile beschäftigt. Parallel haben wir uns auch wegen eines Pflegekindes kundig gemacht. 
 
Für mich wirkt es wie ein Wunder, aber es hat dann beim ersten Versuch geklappt. Jetzt bin ich in der 14. Woche schwanger und wir drücken jeden Tag die Daumen, dass alles gut bleibt. 
 
Die Zeit ist leider, trotz der großen Freude, die wir empfinden, für die Psyche anstrengend. Drei Tage bevor wir den positiven Schwangerschaftstest bekommen haben, war die Auswertung der Krebsvorsorge wieder sehr schlecht mit dem Anraten sofort zu operieren. Meine Frauenärztin meinte, dass dies nach einer Konisation soooooo extrem unwahrscheinlich sei, dass sie es selbst nicht wahrhaben möchte. Die Operation ist jetzt durch die Schwangerschaft nicht möglich, so dass uns nur viel positives Denken und Ruhe bewahren bleibt, damit auch hoffentlich bei meiner Gesundheit und der weiteren Schwangerschaft keine größeren Komplikationen eintreten. 
 
Aber aus irgendeinem Grund sind wir sehr positiv und haben das Gefühl, dass sich die Befunde nicht verschlechtern! Also weiter positive Energie tanken und behalten. Das klappt nicht durchgehend, aber sehr häufig… 
 
Das wünsche ich übrigens allen aus der Gruppe!!!”
 
B., 38, aus Köln, im November 2021

Jahrelanges Hoffen und Bangen

Jahrelanges Hoffen und Bangen, Enttäuscht werden, Trauern, Verzweifelt und Frustriert sein, Ohnmachtsgefühl, Klammern an die kleinsten Strohhalme…

Mein sehnlichster Wunsch nach Kindern führte mich durch viele extreme Gefühlslagen. In anderen Situationen verarbeite ich gerne und gut, indem ich mich austausche und engen Freund*innen anvertraue. Bei dem Thema unerfüllter Kinderwunsch war es anders, da meinem Partner Vertraulichkeit hierüber sehr wichtig war und ist. Ein schwieriger Balanceakt für mich.

Umso befreiender war es, als ich es nach mehreren Anläufen endlich gewagt habe in die Selbsthilfegruppe zu gehen. Welch Wohltat! Hier ist alles erlaubt: Zuhören, Erzählen, Fragen stellen, Anregungen mitnehmen. Es hat mir so gut getan, mich im geschützten Rahmen der Gruppe mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ich habe nicht nur tolle Tipps und hilfreiche Ratschläge erhalten; hier gab es auch Raum für Lachen und Weinen, für das Teilen von Schmerz ohne sich erklären zu müssen und ohne Rat-Schläge à la “wenn ihr euch entspannt, dann klappt’s!”.

Ich war beeindruckt von Anjas Offenheit mit ihrer eigenen Kinderwunsch-Geschichte, ihrer Ruhe, Kraft, Klarheit und Einfühlsamkeit. Alldies zu erleben hat mir sehr gut getan, vielen Dank fürs Möglich-Machen!

(L., 38 J., Köln, im Juli 2019)

Ein Abend bei Euch…

” Ende 2015 hatten wir angefangen uns mit der Kinderplanung auseinander zu setzen und waren in dem Glauben, den Geburtstermin so planen zu können, dass die Kindergeburtstage im Sommer im Garten gefeiert werden können. Die bei mir diagnostizierte stark eingeschränkte Fruchtbarkeit hat uns, vorsichtig ausgedrückt, auf den Boden der Tatsachen geholt. Wir waren es bis dahin gewohnt, dass man mit Fleiß und Anstrengung alles schaffen kann und nun standen wir vor Problemen, die wir nicht beeinflussen konnten. Ein riesiger Schock und vor allem ein extremes Tabuthema im näheren Umfeld, insbesondere wenn quasi alle Pärchen im Freundeskreis schon Kinder haben.

In Dorsten/Dortmund hatten wir erfolglos zwei ICSI durchführen lassen, die wir uns im Nachhinein hätten sparen können, da die Frauenärztin an mögliche Ursachen überhaupt nicht interessiert war, sondern uns eher zur dritten ICSI geraten hat. Damit verdient man ja schließlich auch wesentlich mehr.

Wir wechselten dann zu Dr. Palm in die PAN Klinik und fühlten uns von Anfang an sehr gut aufgehoben und würden ihn jederzeit weiter empfehlen. Hier wurde im ersten Schritt die Endometriose meiner Frau behandelt und erst im Anschluss die nächste ICSI durchgeführt, was sich bis Anfang 2017 hingezogen hat.

Die Zeit mit den vielen Rückschlägen und der schier endlosen Zeit des Wartens, war bislang die größte Herausforderung für unsere Ehe sowie für unser Verhältnis mit Familie und Freunden. Die Angst kinderlos zu bleiben, führte zur Isolation von allen Menschen, die uns lieb waren. Wir hatten im näheren Umfeld Niemanden, mit dem wir über unsere Sorgen auf Augenhöhe sprechen konnten. Im Gegenteil. Wir bereuen es, so Vielen von unserem Problem und der Kinderwunschbehandlung erzählt zu haben. Hier unsere Highlights von Ratschlägen aus dem Freundeskreis von Familien mit Kindern: “Dann müsst ihr halt mal öfter in die Kiste springen” oder “Es gibt auch ein Leben ohne Kinder”.

Am Tiefpunkt hatten wir es mit psychologischer Betreuung versucht, leider ohne Fortschritte. Als letzte Idee blieb dann noch die Selbsthilfegruppe. Was hatten wir noch zu verlieren? Wir waren ja schon längst am Boden angelangt.

Im Nachhinein wären wir sehr froh gewesen, wenn wir von Anfang an zum Start der Kinderwunschbehandlung bereits die Gruppe besucht hätten. Endlich Gespräche auf Augenhöhe und Verständnis für die eigenen Sorgen und Ängste! Zu merken, dass man mit den Problemen doch nicht alleine ist, hat uns so ungeheuer den Druck genommen. Und nebenbei bekommt man mal Antworten auf ein paar Fragen sowie hilfreiche Tipps und Ratschläge.

Die Anregung, auch mal über Adoption oder Pflege nachzudenken, nahmen wir nach dem Treffen mit. Unser Termin beim Jugendamt hatte uns eine Riesenlast von den Schultern genommen und vielleicht erst die erfolgreiche Schwangerschaft ermöglicht. Man weiß ja nie, inwieweit die Psyche dabei eine Rolle spielt. Die Angst, wir werden niemals Kinder haben, hatte sich nach dem Pflege / Adoptionsgespräch in Luft aufgelöst.

Es ist für uns bei dem einen Abend in der Gruppe geblieben, da die ICSI kurze Zeit darauf erfolgreich war und wir nun Zwillinge erwarten.”

(T., 37 J., Borken, im August 2017)

Viele extreme Gefühlslagen

“Jahrelanges Hoffen und Bangen, Enttäuscht werden, Trauern, Verzweifelt und Frustriert sein, Ohnmachtsgefühl, Klammern an die kleinsten Strohhalme… Mein sehnlichster Wunsch nach Kindern führte mich durch viele extreme Gefühlslagen. In anderen Situationen verarbeite ich gerne und gut, indem ich mich austausche und engen Freund*innen anvertraue. Bei dem Thema unerfüllter Kinderwunsch war es anders, da meinem Partner Vertraulichkeit hierüber sehr wichtig war und ist. Ein schwieriger Balanceakt für mich.
Umso befreiender war es, als ich es nach mehreren Anläufen endlich gewagt habe, in die Selbsthilfegruppe zu gehen. Welch Wohltat! Hier ist alles erlaubt: Zuhören, Erzählen, Fragen stellen, Anregungen mitnehmen. Es hat mir so gut getan, mich im geschützten Rahmen der Gruppe mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ich habe nicht nur tolle Tipps und hilfreiche Ratschläge erhalten; hier gab es auch Raum für Lachen und Weinen, für das Teilen von Schmerz ohne sich erklären zu müssen und ohne Rat-Schläge à la “wenn ihr euch entspannt, dann klappt’s!”.
Ich war beeindruckt von Anjas Offenheit mit ihrer eigenen Kinderwunsch-Geschichte, ihrer Ruhe, Kraft, Klarheit und Einfühlsamkeit. Alldies zu erleben hat mir sehr gut getan, vielen Dank fürs Möglich-Machen! Ich hoffe, dass sich immer mehr Menschen trauen über das Thema (und auch “verwandte” Themen wie z.B. Fehlgeburt) in der Öffentlichkeit zu sprechen und es somit Stück für Stück zu enttabuisieren. Denn: es sind einfach so viele davon betroffen und die meisten leiden einsam still und leise…”
L., aus Köln, im Juli 2019 (Nachtrag: L. ist seit 2018 Zwillingsmama)

Ich fing langsam an, an unser Wunder zu glauben

“Mein Weg zum Wunschkind

Als ich 18 Jahre alt war, sagte mir mein damaliger Gynäkologe, dass es bei mir wahrscheinlich schwierig werden würde, Kinder zu bekommen, weil mein Zyklus so unregelmäßig war. Wahrscheinlich aus Selbstschutz habe ich danach jahrelang behauptet, dass ich keine Kinder möchte, dass ich eh lieber reisen möchte und viel zu viel vorhabe.

Als ich 2010 meinen heutigen Mann kennenlernte, war uns eigentlich schnell klar, dass wir gemeinsam Kinder bekommen möchten. Da mir die Worte meines ehemaligen Gynäkologen noch im Ohr klangen, habe ich recht früh in der Beziehung die Pille abgesetzt und wie von mir damals schon erwartet, wurde ich nicht schwanger. Zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir es einfach etwas länger versuchen müssten als andere. Aber es klappte und klappte einfach nicht. Um mich herum wurde eine Freundin nach der anderen schwanger und meine Uhr begann, immer lauter zu ticken. Unzählige Besuche bei meiner Gynäkologin und Versuche, mit harmlosen Mitteln weiterzuhelfen, brachten uns nicht weiter. Auch hatte ich das Gefühl, dass meine Gynäkologin sich mit dem Thema nicht so gut auskannte.

Vorstellung im Kinderwunschzentrum

Als wir es schließlich drei Jahre erfolglos probiert hatten, was auch unsere Beziehung immer wieder belastete, wandten wir uns schließlich an ein Kinderwunschzentrum. Ein Gedanke, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wie ich eigentlich zum Thema „künstliche Befruchtung“ stehe.

Im Kinderwunschzentrum stellte sich schließlich heraus, dass nicht nur mein Zyklus leicht gestört war, auch das Spermiogramm meines Mannes war schlecht – es lag also an uns beiden, dass es mit dem Kinderwunsch einfach nicht klappen wollte. Der Arzt legte uns nach diversen Untersuchungen eine ICSI nahe – die Chancen mit anderen Methoden ständen zu schlecht. Ein paar Monate ließen wir uns Zeit, im Endeffekt war ein Jahr vergangen, bis wir mit dem ersten Behandlungszyklus starteten.

Der erste Versuch

Es ging also los mit den täglichen Hormonspritzen, den häufigen Arztbesuchen, den Stimmungsschwankungen und depressiven Anflügen. Auch wenn wir uns vom Kinderwunschzentrum gut betreut fühlten, war dieser erste Zyklus einfach verdammt schwer. Jeden Tag nach der Arbeit saß ich einfach auf dem Sofa und heulte. Die emotionale Belastung war wirklich enorm. Wir sprachen auch nur mit meiner Familie über das Thema, das für uns doch zu persönlich war. Aber auch meine Familie konnte die Belastung, die mit einer solchen Behandlung einher geht, nicht wirklich verstehen. Natürlich versuchten sie, mich aufzubauen, doch Sätze wie „Es wird bestimmt irgendwann klappen“, wollte und konnte ich zu dem Zeitpunkt einfach nicht hören. Der erste Behandlungszyklus war auch nicht erfolgreich. Noch vor dem angestrebten Bluttest, bekam ich meine Regel. Ich war noch nie so verzweifelt, wie in diesem Moment. Einer von drei Versuchen, den die Krankenkasse anteilig bezahlt, war vorbei. Nur noch zwei Versuche übrig.

Wir hatten ein paar Embryonen eingefroren, so dass wir sofort in einen Kryo-Zyklus starten konnten. Im Nachhinein ein Fehler, aber ich wollte einfach keine Zeit verlieren. Die emotionale Belastung war aber sehr hoch, zwei Monate hintereinander das Bangen, Warten und Hoffen, was fast zu viel für mich. Im Kinderwunschzentrum konnten sie mir auch nicht sagen, wie ich mit der psychischen Belastung umgehen sollte. Im Internet fand ich dann die Seite der Selbsthilfegruppe KinderWunsch Köln. Ich dachte, dass Selbsthilfe nichts für mich ist und war zunächst zögerlich, an einem Treffen teilzunehmen. Aber mein Mann meinte, ich könnte es ja einfach einmal versuchen, so dass ich schließlich doch an einem Treffen teilnahm.

Hilfe durch Selbsthilfe

Es tat mir wirklich gut, in der Gruppe auf Frauen und Männer zu treffen, die das Gleiche durchmachten oder bereits durchgemacht hatten wie wir. Auch wenn ich inzwischen mit ein paar Freundinnen über das Thema gesprochen hatte, konnte keiner nachvollziehen, wie es mir ging. Die meisten meinten, wir müssten uns nur mal entspannen und dann würde es schon klappen. In der Gruppe traf ich auf Verständnis und es tat gut, total offen, über meine Erfahrungen zu sprechen. Auch der Kryoversuch war negativ und wir nahmen uns eine kleine Auszeit von der Kinderwunschbehandlung. In der Zeit besuchte ich die Selbsthilfegruppe regelmäßig. Nicht nur tat es gut, mit anderen über den unerfüllten Kinderwunsch zu sprechen, ich bekam auch wertvolle Tipps, was bei uns vielleicht noch untersucht werden sollte, bevor wir in den nächsten Versuch starteten. Denn viele Teilnehmer der Gruppentreffen hatten bereits mehr Erfahrungen mit Kinderwunschbehandlungen gesammelt als wir.

Die zweite ICSI

Mit den Informationen aus der Gruppe wandte ich mich wieder an das Kinderwunschzentrum. Es wurden einige weitere Untersuchungen durchgeführt, bis wir schließlich bereit waren, einen neuen Versuch zu wagen. Dieses Mal rutschte ich nicht wieder in ein so tiefes Loch wie bei den ersten Versuchen. Ich nahm weiterhin an den Selbsthilfegruppen-Treffen teil und konnte offen über meine Gefühle sprechen. In dem Sinne war ich vielleicht etwas entspannter als beim ersten ICSI-Versuch. Und siehe da: Auch wenn ich absolut nicht daran geglaubt hatte, war der Schwangerschaftstest, den ich zuhause machte, um mich auf das negative Ergebnis vorzubereiten, positiv. Ab dem Moment beherrschte die Angst vor einer Fehlgeburt meine Gedanken, da ich ja wusste, dass es bei künstlicher Befruchtung öfter zu Abgängen kommen kann. Doch die ersten drei Schwangerschaftsmonate vergingen ohne Komplikationen, ja sogar ohne Übelkeit. Als ich nach zwölf Wochen alle unterstützenden Medikamente absetzen konnte, fing ich langsam an, an unser Wunder zu glauben.

Jetzt hat gerade mein Mutterschutz begonnen. Ich sitze mit dickem Bauch vor dem Computer und fange an zu weinen, während ich diese Zeilen schreibe, weil ich selbst manchmal gar nicht glauben kann, dass wir in wenigen Wochen tatsächlich Eltern eines Sohnes werden. Und zu einem großen Teil bin ich überzeugt, haben wir das auch der Selbsthilfegruppe zu verdanken. Denn dort haben wir wichtige Tipps bekommen, aber eben auch die Gelassenheit im Umgang mit der Kinderwunschbehandlung gefunden. Vielen Dank dafür.”

J., 35, aus Köln, im Juli 2018

Unfruchtbarkeit und Kinderwunsch

“Mein Mann ist leider unfruchtbar. Im Oktober 2013 heirateten wir und seitdem gehen wir das Thema Kinderwunsch intensiv an. Deshalb waren wir bei der PAN Klinik in Köln. Dort begannen wir mit 3 Insemationen in 3 aufeinander folgenden Monaten.

Als das nicht funktionierte, entschieden wir uns für die ICSI Methode. Der 1. Versuch scheiterte. Beim 2. ICSI  Versuch hatte ich nach 5 Tagen 2 Rieseneier. Die wurden noch punktiert, waren aber nicht zu gebrauchen. Der 3. Versuch war sehr hochdosiert, da angeblich mein Eierstock sehr unterschiedlich auf die Spritzen reagiert. Es wurde ein Ei zurückgeführt.

Auch dieser Versuch scheiterte, obwohl ich diesmal auf mein Drängen 3 Wochen krankgeschrieben war.

Fazit: Das sind 3 Jahre Behandlung ohne Erfolg und niemand erkundigt sich nach meiner Gemütsverfassung.

Im Januar 2016 war ich so enttäuscht und traurig, dass ich das Thema Kinderwunsch „zu den Akten“ legte. Ich suchte mir therapeutische Hilfe, wo ich seitdem alle 3 Wochen hingehe. Das hilft mir sehr das Thema neutraler zu betrachten.

Seit März 2016 besuche ich regelmäßig die Selbsthilfegruppe.

Das Jahr 2016 nutzte ich für viel Yoga, Meditation und viel Urlaub.”

(K., 37 J., Bergisch Gladbach, im März 2017)