Ein Abend bei Euch…

” Ende 2015 hatten wir angefangen uns mit der Kinderplanung auseinander zu setzen und waren in dem Glauben, den Geburtstermin so planen zu können, dass die Kindergeburtstage im Sommer im Garten gefeiert werden können. Die bei mir diagnostizierte stark eingeschränkte Fruchtbarkeit hat uns, vorsichtig ausgedrückt, auf den Boden der Tatsachen geholt. Wir waren es bis dahin gewohnt, dass man mit Fleiß und Anstrengung alles schaffen kann und nun standen wir vor Problemen, die wir nicht beeinflussen konnten. Ein riesiger Schock und vor allem ein extremes Tabuthema im näheren Umfeld, insbesondere wenn quasi alle Pärchen im Freundeskreis schon Kinder haben.

In Dorsten/Dortmund hatten wir erfolglos zwei ICSI durchführen lassen, die wir uns im Nachhinein hätten sparen können, da die Frauenärztin an mögliche Ursachen überhaupt nicht interessiert war, sondern uns eher zur dritten ICSI geraten hat. Damit verdient man ja schließlich auch wesentlich mehr.

Wir wechselten dann zu Dr. Palm in die PAN Klinik und fühlten uns von Anfang an sehr gut aufgehoben und würden ihn jederzeit weiter empfehlen. Hier wurde im ersten Schritt die Endometriose meiner Frau behandelt und erst im Anschluss die nächste ICSI durchgeführt, was sich bis Anfang 2017 hingezogen hat.

Die Zeit mit den vielen Rückschlägen und der schier endlosen Zeit des Wartens, war bislang die größte Herausforderung für unsere Ehe sowie für unser Verhältnis mit Familie und Freunden. Die Angst kinderlos zu bleiben, führte zur Isolation von allen Menschen, die uns lieb waren. Wir hatten im näheren Umfeld Niemanden, mit dem wir über unsere Sorgen auf Augenhöhe sprechen konnten. Im Gegenteil. Wir bereuen es, so Vielen von unserem Problem und der Kinderwunschbehandlung erzählt zu haben. Hier unsere Highlights von Ratschlägen aus dem Freundeskreis von Familien mit Kindern: “Dann müsst ihr halt mal öfter in die Kiste springen” oder “Es gibt auch ein Leben ohne Kinder”.

Am Tiefpunkt hatten wir es mit psychologischer Betreuung versucht, leider ohne Fortschritte. Als letzte Idee blieb dann noch die Selbsthilfegruppe. Was hatten wir noch zu verlieren? Wir waren ja schon längst am Boden angelangt.

Im Nachhinein wären wir sehr froh gewesen, wenn wir von Anfang an zum Start der Kinderwunschbehandlung bereits die Gruppe besucht hätten. Endlich Gespräche auf Augenhöhe und Verständnis für die eigenen Sorgen und Ängste! Zu merken, dass man mit den Problemen doch nicht alleine ist, hat uns so ungeheuer den Druck genommen. Und nebenbei bekommt man mal Antworten auf ein paar Fragen sowie hilfreiche Tipps und Ratschläge.

Die Anregung, auch mal über Adoption oder Pflege nachzudenken, nahmen wir nach dem Treffen mit. Unser Termin beim Jugendamt hatte uns eine Riesenlast von den Schultern genommen und vielleicht erst die erfolgreiche Schwangerschaft ermöglicht. Man weiß ja nie, inwieweit die Psyche dabei eine Rolle spielt. Die Angst, wir werden niemals Kinder haben, hatte sich nach dem Pflege / Adoptionsgespräch in Luft aufgelöst.

Es ist für uns bei dem einen Abend in der Gruppe geblieben, da die ICSI kurze Zeit darauf erfolgreich war und wir nun Zwillinge erwarten.”

(T., 37 J., Borken, im August 2017)