Jahrelanges Hoffen und Bangen

Jahrelanges Hoffen und Bangen, Enttäuscht werden, Trauern, Verzweifelt und Frustriert sein, Ohnmachtsgefühl, Klammern an die kleinsten Strohhalme…

Mein sehnlichster Wunsch nach Kindern führte mich durch viele extreme Gefühlslagen. In anderen Situationen verarbeite ich gerne und gut, indem ich mich austausche und engen Freund*innen anvertraue. Bei dem Thema unerfüllter Kinderwunsch war es anders, da meinem Partner Vertraulichkeit hierüber sehr wichtig war und ist. Ein schwieriger Balanceakt für mich.

Umso befreiender war es, als ich es nach mehreren Anläufen endlich gewagt habe in die Selbsthilfegruppe zu gehen. Welch Wohltat! Hier ist alles erlaubt: Zuhören, Erzählen, Fragen stellen, Anregungen mitnehmen. Es hat mir so gut getan, mich im geschützten Rahmen der Gruppe mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ich habe nicht nur tolle Tipps und hilfreiche Ratschläge erhalten; hier gab es auch Raum für Lachen und Weinen, für das Teilen von Schmerz ohne sich erklären zu müssen und ohne Rat-Schläge à la “wenn ihr euch entspannt, dann klappt’s!”.

Ich war beeindruckt von Anjas Offenheit mit ihrer eigenen Kinderwunsch-Geschichte, ihrer Ruhe, Kraft, Klarheit und Einfühlsamkeit. Alldies zu erleben hat mir sehr gut getan, vielen Dank fürs Möglich-Machen!

(L., 38 J., Köln, im Juli 2019)

Ein Abend bei Euch…

” Ende 2015 hatten wir angefangen uns mit der Kinderplanung auseinander zu setzen und waren in dem Glauben, den Geburtstermin so planen zu können, dass die Kindergeburtstage im Sommer im Garten gefeiert werden können. Die bei mir diagnostizierte stark eingeschränkte Fruchtbarkeit hat uns, vorsichtig ausgedrückt, auf den Boden der Tatsachen geholt. Wir waren es bis dahin gewohnt, dass man mit Fleiß und Anstrengung alles schaffen kann und nun standen wir vor Problemen, die wir nicht beeinflussen konnten. Ein riesiger Schock und vor allem ein extremes Tabuthema im näheren Umfeld, insbesondere wenn quasi alle Pärchen im Freundeskreis schon Kinder haben.

In Dorsten/Dortmund hatten wir erfolglos zwei ICSI durchführen lassen, die wir uns im Nachhinein hätten sparen können, da die Frauenärztin an mögliche Ursachen überhaupt nicht interessiert war, sondern uns eher zur dritten ICSI geraten hat. Damit verdient man ja schließlich auch wesentlich mehr.

Wir wechselten dann zu Dr. Palm in die PAN Klinik und fühlten uns von Anfang an sehr gut aufgehoben und würden ihn jederzeit weiter empfehlen. Hier wurde im ersten Schritt die Endometriose meiner Frau behandelt und erst im Anschluss die nächste ICSI durchgeführt, was sich bis Anfang 2017 hingezogen hat.

Die Zeit mit den vielen Rückschlägen und der schier endlosen Zeit des Wartens, war bislang die größte Herausforderung für unsere Ehe sowie für unser Verhältnis mit Familie und Freunden. Die Angst kinderlos zu bleiben, führte zur Isolation von allen Menschen, die uns lieb waren. Wir hatten im näheren Umfeld Niemanden, mit dem wir über unsere Sorgen auf Augenhöhe sprechen konnten. Im Gegenteil. Wir bereuen es, so Vielen von unserem Problem und der Kinderwunschbehandlung erzählt zu haben. Hier unsere Highlights von Ratschlägen aus dem Freundeskreis von Familien mit Kindern: “Dann müsst ihr halt mal öfter in die Kiste springen” oder “Es gibt auch ein Leben ohne Kinder”.

Am Tiefpunkt hatten wir es mit psychologischer Betreuung versucht, leider ohne Fortschritte. Als letzte Idee blieb dann noch die Selbsthilfegruppe. Was hatten wir noch zu verlieren? Wir waren ja schon längst am Boden angelangt.

Im Nachhinein wären wir sehr froh gewesen, wenn wir von Anfang an zum Start der Kinderwunschbehandlung bereits die Gruppe besucht hätten. Endlich Gespräche auf Augenhöhe und Verständnis für die eigenen Sorgen und Ängste! Zu merken, dass man mit den Problemen doch nicht alleine ist, hat uns so ungeheuer den Druck genommen. Und nebenbei bekommt man mal Antworten auf ein paar Fragen sowie hilfreiche Tipps und Ratschläge.

Die Anregung, auch mal über Adoption oder Pflege nachzudenken, nahmen wir nach dem Treffen mit. Unser Termin beim Jugendamt hatte uns eine Riesenlast von den Schultern genommen und vielleicht erst die erfolgreiche Schwangerschaft ermöglicht. Man weiß ja nie, inwieweit die Psyche dabei eine Rolle spielt. Die Angst, wir werden niemals Kinder haben, hatte sich nach dem Pflege / Adoptionsgespräch in Luft aufgelöst.

Es ist für uns bei dem einen Abend in der Gruppe geblieben, da die ICSI kurze Zeit darauf erfolgreich war und wir nun Zwillinge erwarten.”

(T., 37 J., Borken, im August 2017)

Viele extreme Gefühlslagen

“Jahrelanges Hoffen und Bangen, Enttäuscht werden, Trauern, Verzweifelt und Frustriert sein, Ohnmachtsgefühl, Klammern an die kleinsten Strohhalme… Mein sehnlichster Wunsch nach Kindern führte mich durch viele extreme Gefühlslagen. In anderen Situationen verarbeite ich gerne und gut, indem ich mich austausche und engen Freund*innen anvertraue. Bei dem Thema unerfüllter Kinderwunsch war es anders, da meinem Partner Vertraulichkeit hierüber sehr wichtig war und ist. Ein schwieriger Balanceakt für mich.
Umso befreiender war es, als ich es nach mehreren Anläufen endlich gewagt habe, in die Selbsthilfegruppe zu gehen. Welch Wohltat! Hier ist alles erlaubt: Zuhören, Erzählen, Fragen stellen, Anregungen mitnehmen. Es hat mir so gut getan, mich im geschützten Rahmen der Gruppe mit Gleichgesinnten auszutauschen. Ich habe nicht nur tolle Tipps und hilfreiche Ratschläge erhalten; hier gab es auch Raum für Lachen und Weinen, für das Teilen von Schmerz ohne sich erklären zu müssen und ohne Rat-Schläge à la “wenn ihr euch entspannt, dann klappt’s!”.
Ich war beeindruckt von Anjas Offenheit mit ihrer eigenen Kinderwunsch-Geschichte, ihrer Ruhe, Kraft, Klarheit und Einfühlsamkeit. Alldies zu erleben hat mir sehr gut getan, vielen Dank fürs Möglich-Machen! Ich hoffe, dass sich immer mehr Menschen trauen über das Thema (und auch “verwandte” Themen wie z.B. Fehlgeburt) in der Öffentlichkeit zu sprechen und es somit Stück für Stück zu enttabuisieren. Denn: es sind einfach so viele davon betroffen und die meisten leiden einsam still und leise…”
L., aus Köln, im Juli 2019 (Nachtrag: L. ist seit 2018 Zwillingsmama)

Nachtcafé, 25.01.2019: “Unter Druck”

SWR Nachtcafé, Sendung am 25. Januar 2019: Unter Druck

… “Unter Druck stehen auch Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch. Wenn die biologische Uhr unaufhaltsam tickt, doch sich das erhoffte Glück einfach nicht einstellt, dann kann daran nicht selten eine ganze Beziehung zerbrechen.

 Wie geht man mit Druck um? Wie gelingt es, ihn auszublenden? Und wie kann man an Druck sogar wachsen, anstatt an ihm zu zerbrechen?”
Den vollständigen Artikel und einen Link zum Video findet Ihr hier:

https://www.swr.de/nachtcafe/sendung-am-25-unter-druck/-/id=200198/did=23041562/nid=200198/1qnpx47/index.html

(Bildrechte: SWR NACHTCAFÉ, “Unter Druck“ 25.1.2019, © SWR/Baschi Bender)

2. Kinderwunschmesse 13. + 14. Oktober 2018 in Köln

Nach ihrer Premiere im letzten Jahr in Berlin finden die Kinderwunsch Tage am 13. und 14. Oktober 2018 in Köln statt. Alle Interessenten, die sich zu den einzelnen Themen im Bereich des unerfüllten Kinderwunschs informieren möchten, finden an diesem Wochenende dazu Gelegenheit in umfangreicher und konzentrierter Art und Weise. Auch unsere Selbsthilfegruppe ist dort vertreten und freut sich darauf, uns und unser Angebot in persönlichen Gesprächen vorzustellen. Besucht uns auf Stand S133 in den Veranstaltungshallen Sartory-Säle in Köln – wir freuen uns auf Euch!

PS: Einige wenige Freitickets gibt es noch über den folgenden Link: https://www.kinderwunsch-tage.de/koeln-freiticket/?utm_source=kinderwunschkoeln

Untersuchungungsmethoden bei Einnistungsversagen

Im Rahmen der Kinderwunschtage im Oktober 2018 hielt Dr. Peet (https://www.fertilitaet.de/) einen interessanten Vortrag über „Einnistungsversagen” und gab einen Überblick über mögliche Untersuchungsmethoden bei Einnistungsversagen, deren Abklärung er in dieser Reihenfolge empfiehlt:
 
  • Anatomie:
    Eileiterdiagnostik: Echovist- Untersuchung
    Hysteroskopie/Gebärmutterspiegelung: Betrachtung des Inneren der Gebärmutter Hydrosonographie:

  • Blutgerinnung

  • Genetik

  • Immunbiologie

  • Entzündungen:

    Abstriche, Hysteroskopie, Biopsie

  • ERA- Diagnostik:

    Feststellen des Implantationsfensters: Hilfestellung zum optimalen Zeitpunkt des Embryotransfers 

Am Kinderwunsch nicht verzweifeln: Wie Austausch mit anderen helfen kann

Rhein Zeitung, 

“Viele vergebliche Versuche der künstlichen Befruchtung hatte Anja Graef bereits hinter sich, als sie nach einer Punktion mal wieder auf der Couch lag. „Ich wollte Austausch“, sagt sie. Und weil sie keine Selbsthilfegruppe fand, gründete sie 2015 selbst eine…”

https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/neuwied_artikel,-am-kinderwunsch-nicht-verzweifeln-wie-austausch-mit-anderen-helfen-kann-_arid,1845223.html

Ich fing langsam an, an unser Wunder zu glauben

“Mein Weg zum Wunschkind

Als ich 18 Jahre alt war, sagte mir mein damaliger Gynäkologe, dass es bei mir wahrscheinlich schwierig werden würde, Kinder zu bekommen, weil mein Zyklus so unregelmäßig war. Wahrscheinlich aus Selbstschutz habe ich danach jahrelang behauptet, dass ich keine Kinder möchte, dass ich eh lieber reisen möchte und viel zu viel vorhabe.

Als ich 2010 meinen heutigen Mann kennenlernte, war uns eigentlich schnell klar, dass wir gemeinsam Kinder bekommen möchten. Da mir die Worte meines ehemaligen Gynäkologen noch im Ohr klangen, habe ich recht früh in der Beziehung die Pille abgesetzt und wie von mir damals schon erwartet, wurde ich nicht schwanger. Zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir es einfach etwas länger versuchen müssten als andere. Aber es klappte und klappte einfach nicht. Um mich herum wurde eine Freundin nach der anderen schwanger und meine Uhr begann, immer lauter zu ticken. Unzählige Besuche bei meiner Gynäkologin und Versuche, mit harmlosen Mitteln weiterzuhelfen, brachten uns nicht weiter. Auch hatte ich das Gefühl, dass meine Gynäkologin sich mit dem Thema nicht so gut auskannte.

Vorstellung im Kinderwunschzentrum

Als wir es schließlich drei Jahre erfolglos probiert hatten, was auch unsere Beziehung immer wieder belastete, wandten wir uns schließlich an ein Kinderwunschzentrum. Ein Gedanke, vor dem ich mich immer gefürchtet hatte. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wie ich eigentlich zum Thema „künstliche Befruchtung“ stehe.

Im Kinderwunschzentrum stellte sich schließlich heraus, dass nicht nur mein Zyklus leicht gestört war, auch das Spermiogramm meines Mannes war schlecht – es lag also an uns beiden, dass es mit dem Kinderwunsch einfach nicht klappen wollte. Der Arzt legte uns nach diversen Untersuchungen eine ICSI nahe – die Chancen mit anderen Methoden ständen zu schlecht. Ein paar Monate ließen wir uns Zeit, im Endeffekt war ein Jahr vergangen, bis wir mit dem ersten Behandlungszyklus starteten.

Der erste Versuch

Es ging also los mit den täglichen Hormonspritzen, den häufigen Arztbesuchen, den Stimmungsschwankungen und depressiven Anflügen. Auch wenn wir uns vom Kinderwunschzentrum gut betreut fühlten, war dieser erste Zyklus einfach verdammt schwer. Jeden Tag nach der Arbeit saß ich einfach auf dem Sofa und heulte. Die emotionale Belastung war wirklich enorm. Wir sprachen auch nur mit meiner Familie über das Thema, das für uns doch zu persönlich war. Aber auch meine Familie konnte die Belastung, die mit einer solchen Behandlung einher geht, nicht wirklich verstehen. Natürlich versuchten sie, mich aufzubauen, doch Sätze wie „Es wird bestimmt irgendwann klappen“, wollte und konnte ich zu dem Zeitpunkt einfach nicht hören. Der erste Behandlungszyklus war auch nicht erfolgreich. Noch vor dem angestrebten Bluttest, bekam ich meine Regel. Ich war noch nie so verzweifelt, wie in diesem Moment. Einer von drei Versuchen, den die Krankenkasse anteilig bezahlt, war vorbei. Nur noch zwei Versuche übrig.

Wir hatten ein paar Embryonen eingefroren, so dass wir sofort in einen Kryo-Zyklus starten konnten. Im Nachhinein ein Fehler, aber ich wollte einfach keine Zeit verlieren. Die emotionale Belastung war aber sehr hoch, zwei Monate hintereinander das Bangen, Warten und Hoffen, was fast zu viel für mich. Im Kinderwunschzentrum konnten sie mir auch nicht sagen, wie ich mit der psychischen Belastung umgehen sollte. Im Internet fand ich dann die Seite der Selbsthilfegruppe KinderWunsch Köln. Ich dachte, dass Selbsthilfe nichts für mich ist und war zunächst zögerlich, an einem Treffen teilzunehmen. Aber mein Mann meinte, ich könnte es ja einfach einmal versuchen, so dass ich schließlich doch an einem Treffen teilnahm.

Hilfe durch Selbsthilfe

Es tat mir wirklich gut, in der Gruppe auf Frauen und Männer zu treffen, die das Gleiche durchmachten oder bereits durchgemacht hatten wie wir. Auch wenn ich inzwischen mit ein paar Freundinnen über das Thema gesprochen hatte, konnte keiner nachvollziehen, wie es mir ging. Die meisten meinten, wir müssten uns nur mal entspannen und dann würde es schon klappen. In der Gruppe traf ich auf Verständnis und es tat gut, total offen, über meine Erfahrungen zu sprechen. Auch der Kryoversuch war negativ und wir nahmen uns eine kleine Auszeit von der Kinderwunschbehandlung. In der Zeit besuchte ich die Selbsthilfegruppe regelmäßig. Nicht nur tat es gut, mit anderen über den unerfüllten Kinderwunsch zu sprechen, ich bekam auch wertvolle Tipps, was bei uns vielleicht noch untersucht werden sollte, bevor wir in den nächsten Versuch starteten. Denn viele Teilnehmer der Gruppentreffen hatten bereits mehr Erfahrungen mit Kinderwunschbehandlungen gesammelt als wir.

Die zweite ICSI

Mit den Informationen aus der Gruppe wandte ich mich wieder an das Kinderwunschzentrum. Es wurden einige weitere Untersuchungen durchgeführt, bis wir schließlich bereit waren, einen neuen Versuch zu wagen. Dieses Mal rutschte ich nicht wieder in ein so tiefes Loch wie bei den ersten Versuchen. Ich nahm weiterhin an den Selbsthilfegruppen-Treffen teil und konnte offen über meine Gefühle sprechen. In dem Sinne war ich vielleicht etwas entspannter als beim ersten ICSI-Versuch. Und siehe da: Auch wenn ich absolut nicht daran geglaubt hatte, war der Schwangerschaftstest, den ich zuhause machte, um mich auf das negative Ergebnis vorzubereiten, positiv. Ab dem Moment beherrschte die Angst vor einer Fehlgeburt meine Gedanken, da ich ja wusste, dass es bei künstlicher Befruchtung öfter zu Abgängen kommen kann. Doch die ersten drei Schwangerschaftsmonate vergingen ohne Komplikationen, ja sogar ohne Übelkeit. Als ich nach zwölf Wochen alle unterstützenden Medikamente absetzen konnte, fing ich langsam an, an unser Wunder zu glauben.

Jetzt hat gerade mein Mutterschutz begonnen. Ich sitze mit dickem Bauch vor dem Computer und fange an zu weinen, während ich diese Zeilen schreibe, weil ich selbst manchmal gar nicht glauben kann, dass wir in wenigen Wochen tatsächlich Eltern eines Sohnes werden. Und zu einem großen Teil bin ich überzeugt, haben wir das auch der Selbsthilfegruppe zu verdanken. Denn dort haben wir wichtige Tipps bekommen, aber eben auch die Gelassenheit im Umgang mit der Kinderwunschbehandlung gefunden. Vielen Dank dafür.”

J., 35, aus Köln, im Juli 2018